Impulse des Nordstadt-Forums zur Entstehung des Quartiersmanagements in der Dortmunder Nordstadt
Impulse zum Aufbau eines Stadtteil- und Quartiersmanagements in der Nordstadt kamen Ende der 1990er Jahre vor allem aus dem Nordstadt-Forum. Dieses legte im Mai 1999 ein ausführliches Papier vor, das vor allem auf die Funktion, die Aufgaben und die strukturelle Einbettung eines Stadtteil- und Quartiersmanagements in der Nordstadt einging (Autor: Reiner Staubach). Das im Nordstadt-Forum entwickelte Konzept legte den Schwerpunkt auf die Stärkung und Einbindung der vorhandenen Träger und Initiativen im Stadtteil. Dadurch sollten lokale Ressourcen und Kreativpotenziale im Sinne eines kontinuierlichen Erneuerungsprozesses gefördert werden. Zudem versprach man sich hierdurch ein Mehr an Offenheit und Transparenz in den Entscheidungen sowie eine größere Nähe zu den Bewohnern.
Entgegen vorheriger Absprachen und ohne Rückkopplung mit den lokalen Trägern installierte das Stadtplanungsamt aber im Juli 1999 ohne vorherige Abstimmung mit den lokalen Akteuren ein städtisches Stadtteilmanagement, angebunden an die Gruppe „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“. Dafür wurden für sechs Personen über einen Zeitraum von zwei Jahren ABM-Sondermittel des Arbeitsamtes in Anspruch genommen. Dies führte zu einem erheblichen Vertrauensverlust und Missstimmung auf Seiten des Nordstadt-Forums wie auch auf Seiten der AG JuNo gegenüber der Verwaltung, da man nun befürchten musste, dass damit eine Grundsatzentscheidung zugunsten einer verwaltungsseitigen Trägerlösung gefallen war. Seitens des Nordstadt-Forums wurden grundsätzliche Bedenken hinsichtlich der Besetzung des Stadtteilmanagements mit ABM-Kräften geäußert, da diese nur für einen befristeten Zeitraum von zwei Jahren zur Verfügung stehen würden und zunächst angelernt werden müssten. Auch befürchtete man, dass dadurch die Chance der Stärkung der örtlichen Trägerlandschaft sowie der Mobilisierung der immer wieder beschworenen sog. „endogenen“ Erneuerungspotenziale in der Nordstadt vertan würde. Mit Blick auf die Lernerfahrungen aus der bisherigen Praxis der Nordstadterneuerung wurden nicht zuletzt Zweifel an der Nachhaltigkeit eines solchen Ansatzes formuliert: Würde das neu eingerichtete städtische Stadtteilmanagement nach zwei Jahren ersatzlos wegbrechen oder würde man es durch die Aufnahme in ein Landes- oder Bundesprogramm verstetigen können?
Trotz dieser seitens des Stadtplanungsamtes geschaffenen Fakten bemühte sich das Nordstadt-Forum als Vertreter der lokalen Träger in der Folgezeit um die Fortsetzung eines Dialogs mit der Verwaltung über Aufgaben, Organisation und Trägerschaft eines Stadtteil- und Quartiersmanagements in der Dortmunder Nordstadt. Nach einem klärenden Treffen des Vorbereitungskreises des Nordstadt-Forums mit dem Planungsdezernenten Ullrich Sierau am 01.10.1999 wurden Vorstellungen und Konzepte eines Stadtteilmanagements diskutiert, die anschließend in einer Arbeitsgruppe detaillierter ausgefeilt wurden.
Mit dem Workshop „Stadtteilmanagement Nordstadt“ am 18.11.1999 versuchte die Gruppe „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“ im Stadtplanungsamt, einen möglichst repräsentativen Querschnitt jener Akteure aus Politik, Verwaltung sowie der freien Träger und Vereine zu erreichen, die im oder für den Stadtteil tätig sind. Im Vorfeld waren an die Teilnehmer Fragebögen verschickt worden, um deren Anregungen schon in die Strukturierung der Veranstaltung einfließen zu lassen. In drei Arbeitsgruppen ging es um den Arbeitsrahmen, die Arbeitsformen und die Arbeitsinhalte eines Stadtteil- und Quartiersmanagements auf der Ebene des gesamten Stadtbezirks, in den Quartieren und in einzelnen Wohngebieten bzw. -siedlungen.
Am 27.01.2000 fand auf Initiative des Nordstadt-Forums und mit finanzieller Unterstützung des Stadtplanungsamtes ein weiterer Workshop zum Thema „Stadtteilmanagement“ statt. In diesem Rahmen berichteten Referenten aus Gelsenkirchen und Berlin von ihren Erfahrungen im Stadtteil- bzw. Quartiersmanagement. Dadurch wurde insbesondere das Spektrum der möglichen Trägerkonstellationen näher beleuchtet. Das Nordstadt-Forum verfolgte in seinen weiteren Zusammenkünften insbesondere den Ansatz der Einrichtung eines von den lokalen Akteuren betriebenen Quartiersmanagements.
Auch aus anderen Gesprächszusammenhängen (AG Jugendhilfe-Nord, Workshop „Wohnen und Leben in der Nordstadt“, Expertenseminar „Lokale Ökonomie“) ergaben sich Anregungen und Forderungen zur Einrichtung eines Stadtteilmanagements, das als Ansatz zur Unterstützung der lokalen Strukturen und als Anlauf- und Schnittstelle für Bürger fungiert. Wenn mitunter auch sehr unterschiedliche Funktionen und Aufgabenstellungen mit diesem Begriff verbunden wurden, so kann doch gesagt werden, dass sich folgende Prinzipien als gemeinsamer Nenner aus den verschiedenen Diskussionen herauskristallisierten:
- Einbindung der BürgerInnen
- Präsenz vor Ort
- inhaltliche und räumliche Aufgabenteilung (aufgrund der Größe der Nordstadt und der komplexen Anforderungen: einerseits Stadtteilmanagement als städtische Aufgabe)
- andererseits Quartiersmanagement als Aufgabe der Träger vor Ort (jedoch nicht durch AB-Maßnahmen, sondern mit hohem Maß an Professionalität und Kontinuität)
Als inhaltliche Schwerpunkte wurden angeregt:
- Stadtteilmarketing
- neue Dialogformen im Stadtteil
- Unterstützung kleinteiliger Arbeitsmarktprojekte
- Entwicklung neuer Formen der Arbeit mit Kindern/Jugendlichen und der Sozialarbeit, sowie eines nachbarschaftsorientierten Konfliktmanagements
- Identifizierung besonderer Problemlagen und Entwicklung konzeptioneller Lösungsvorschläge
(aus: Stadt Planungsamt Dortmund: Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf – Januar 2000 Bilanz, S. 12)
Diese Vorstellungen wurden schließlich im Dialog mit Vertretern des Stadtplanungsamtes weiterentwickelt und in die Projektkonferenz Nordstadt und die Bezirksvertretung Innenstadt-Nord hineingetragen. In Bezug auf die Umsetzung wurden zunächst Mittel aus der Städtebauförderung („Soziale Stadt“) in den Blick genommen. Mit der Aufnahme der Nordstadt in die EU-Gemeinschaftsinitiative URBAN II im Jahr 2000 eröffnete sich dann sogar die Möglichkeit einer Finanzierung einer solchen Umsetzungsstruktur über einen mittelfristigen Zeitraum (5 – 6 Jahre).
Das Quartiersmanagement wurde Anfang 2001 im Rahmen eines auch für die lokalen Träger offenen Wettbewerbsverfahrens ausgeschrieben. Zum 1. Juli 2002 konnte es dann endlich an den Start gehen. Von 2002 bis 2007 wurde die Arbeit vor Ort durch das genannte EU-Programm gefördert.